Band und Einzug planen

Die Planung eines neuen Bandes erfolgt in der Regel nach dem Prinzip der Ableitung und basiert grösstenteils auf Erfahrungswerten. Selten wird ein Muster oder Band gänzlich neu entworfen. Insbesondere bei geringer Erfahrung empfiehlt es sich, sich an einem bestehendem Band zu orientieren und davon abzuleiten.

Hier erfahren Sie, welche Aspekte es beim Planen eines Bandes zu berücksichtigen gilt und wie Sie die notwendigen Angaben auf dem Einzugsplan lesen und festhalten können.

Einzugsplan

Für jedes Band sollte ein Einzugsplan (oder „Einteiler“) gemacht werden, der alle wichtigen Angaben für das geplante oder eingezogene Band beinhaltet. Dies ist eine Variante, wie der Einzugsplan dargestellt werden kann.

Einzugsplan.

Diese Angaben sind notwendig fürs Einziehen eines neuen Zettels und erleichtern das Beheben von Fehlern:

  • Material: Welches Kett- und Schussfadenmaterial wird verwendet?
  • Bindung: Welche Bindung hat das Band für Grund- und Kantzettel?
  • Fadenzahl und Bandbreite: Was ist die Anzahl Kettfäden beziehungsweise wie breit soll das Band werden?
  • Webblatteinzug: Welches Webblatt wird verwendet und wie sind die Kettfäden im Webblatt eingezogen?
  • Schafteinzug: Wie viele Schäfte braucht es? Wie sind die Kettfäden auf die Schäfte verteilt?
  • Steuerkarte: Wie sieht die benötigte Lochkarte aus?
  • Schusszahl: Was ist die ideale Schusszahl?

Originaler Einzugsplan von Anwil.

Material

Angabe zum verwendeten Kett-und Schussfadenmaterial:

  • Material
  • Garnfeinheit
  • Farbe
  • evtl. Anzahl Meter

Bindung

Ein Band besteht in der Regel aus einem Grund, der links und rechts von Kanten umgeben ist.

Einzugsplan: Kant- und Grundbindung.

Die Bindungen für Grund und Kante werden auf dem Einzugsplan als Bindungspatrone dargestellt. Meistens zeichnet man nicht nur den Bindungsrapport auf, sondern macht einige Wiederholungen zur Verdeutlichung. Oft wird jedoch darauf verzichtet, sämtliche Fäden darzustellen.

tooltipStatt die ganze Bindungspatrone aufzuzeichnen, stellt man nur Ausschnitte dar und gibt an, wie oft sie wiederholt werden.

Einzugsplan: Beschriftung der Anzahl Wiederholungen für sich wiederholende Bindungsmuster.

Mehr zu den Grundlagen und zur Darstellung von Bindungen erfahren Sie unter „Bindungen“.

Fadenzahl und Bandbreite

Aus dem Einzugsplan geht hervor, wie viele Fäden für das jeweilige Band benötigt werden. Die Anzahl Kettfäden ergibt sich aus den Wiederholungen der aufgezeichneten Kettfäden und wird als Ziffer angegeben.

Fadenzahl: Jede vertikale Häuschen-Linie stellt einen Kettfaden dar.

tooltipIdealerweise lässt sich die Fadenzahl durch die Anzahl Schäfte teilen, damit die Fäden gleichmässig auf die Litzen verteilt werden können. So passieren weniger Fehler beim Einziehen und das Fadenflicken ist einfacher.

Bandbreite

Die Fadenzahl beeinflusst abhängig von anderen Faktoren (zum Beispiel Material, Garnfeinheit, Bindung, Webblatteinzug) die Bandbreite des gewobenen Bandes. Um Bandbreite und Fadenzahl für ein Band mit bestimmter Bindung und Garnfeinheit abschätzen zu können, orientiert man sich in der Regel an einem bestehenden Musterband.

Um die gewünschte Bandbreite zu erhalten, muss im Webblatt etwa 10 % breiter eingezogen werden, da der Schussfaden die Kettfäden beim Weben noch etwas zusammenzieht. Für ein 40 mm breites Band müsste der Blatteinzug zum Beispiel 44 mm breit sein.

Die Weblücken in der Weblade geben die maximal mögliche Bandbreite vor. Diese ist von Webstuhl zu Webstuhl unterschiedlich. Beim Schlagstuhl ist die Bandbreite durch die Schlagkraft auf ca. 10 mm beschränkt.

warningDas Band sollte nur so breit sein, dass zwischen Band und Weblücke zu beiden Seiten noch mindestens 5 mm Abstand zur Weblücke besteht. Die Bandränder könnten sonst aufstehen und die Schiffchen hängen bleiben.

Zu breites Band, bei dem das Schiffchen ansteht.

tooltipIm musealen Kontext empfiehlt es sich, nicht allzu breite Bänder zu weben. Die Bänder sind weniger fehleranfällig und die Spüli reichen länger. Eine geringere Fadenzahl gibt zudem weniger Arbeit beim Einziehen oder Fehler beheben.

Webblatteinzug

Der Blatteinzug oberhalb der Bindungspatrone gibt an, wie viele Fäden pro Zahnlücke eingezogen werden. Je nach Feinheit des Webblatts (Webblattnummer) kann man nur einen Faden oder mehrere Fäden pro Zahn einziehen.

Einzugsplan: Webblatteinzug.

tooltipFalls Sie mehrere Fäden pro Zahn einziehen, entspricht die Anzahl Fäden pro Zahn idealerweise der Anzahl Schäfte. So können die Fäden eines Litzenzugs zusammengefasst in einem Zahn eingezogen werden.

Webblatt

Je nach Webstuhl und vorgegebenen Lücken in der Weblade kommen Webblätter unterschiedlicher Breite, Höhe und Dicke zum Einsatz.

Zudem unterscheiden sich die Webblätter bezüglich:

  • Röhrungsverhältnis (Verhältnis von Zähnen und Metall)
  • Webblattfeinheit (Dichte der Zähne)

Webblatt im Ligne-Mass.

Webblattnummer

Die Webblattnummer gibt Auskunft über die Feinheit des Webblatts. Die Nummer entspricht der Anzahl Zähne pro cm. Je höher die Nummer, umso feiner ist das Webblatt.

Nr. = Anzahl Zähne / cm

Bei älteren Webblättern wird manchmal noch das alte, französische Mass “‘ (Ligne) verwendet.

  • 1 Ligne = 2.558 mm

Nr. “‘ = Anzahl Zähne / Ligne “‘

tooltipVerwenden Sie gröbere Webblätter im Bereich von 8 – 16 Zähnen pro cm. Die Fäden sind einfacher einzuziehen und können reibungslos laufen.
Umso feiner das Blatt, desto eher reiben sich die Fäden an den Zähnen auf („wollen“). Mit der Zeit bilden sich kleine Knoten, die nicht durch das Blatt gehen, so dass der Faden reisst.

Schafteinzug (Litzeneinzug)

Auf dem Einzugsplan soll ersichtlich sein, wie viele Schäfte benötigt werden und wie die Kettfäden auf die Schäfte verteilt und in die Litzen eingezogen werden. In der Regel wird jeder Faden einzeln in eine Litze eingezogen.

Einzugsplan: Litzeneinzug.

Jede horizontale Linie des Einzugs entspricht einem Schaft. Die ausgemalten Feldchen zeigen an, auf welchem Schaft der jeweilige Kettfaden (vertikale Linie) eingezogen wird.

Anzahl Schäfte

Wie viele Schäfte für ein bestimmtes Band notwendig sind, ist abhängig von Bindung und Fadenzahl:

  • Bindung: Für jeden anders bindenden Faden braucht es einen separaten Schaft. Dazu schaut man die vertikalen Linien (Kettfäden) in der Bindungspatrone an und schaut, wie viele verschiedene Muster es gibt.
  • Fadenzahl: Da auf einem Schaft nicht beliebig viele Litzen nebeneinander Platz haben, braucht es manchmal mehr Schäfte, als die Bindung allein erfordern würde.
Litzeneinzug

Beim Litzeneinzug werden die Kettfäden auf die Schäfte verteilt. Der Einzug beeinflusst das Aussehen des Bandes.

tooltipIdealerweise lässt sich die Fadenzahl durch die Anzahl Schäfte teilen, damit die Fäden gleichmässig auf die Litzen verteilt werden können. So passieren weniger Fehler beim Einziehen und das Fadenflicken ist einfacher.

warningIn der Regel verwendet man für den Grundzettel die vorderen und für die Kantzettel die hinteren Schäfte. Je mehr Fäden vom Schaft bewegt werden müssen, umso weiter vorne werden sie tendenziell eingezogen.

tooltipZur Verstärkung der Kante können Sie auch zwei Fäden in eine Litze einziehen. Auch wenn es zu wenig Litzen hat, kann man notfalls zwei Fäden pro Litze einziehen. Die Anzahl Fäden pro Litze sollte ebenfalls aus dem Einzugsplan hervorgehen.

Beispiel

Die Grundbindung ist eine einfache Leinwandbindung mit 2-schüssigem Rapport. Dazu braucht es mindestens zwei Schäfte. Hier werden die Fäden jedoch auf vier Schäfte verteilt, damit die Litzen nicht zu eng nebeneinander sind.

Für die Kantbindung braucht es vier Schäfte. Die Kantfäden werden in die vier hinteren Schäfte eingezogen, weil weniger Fäden bewegt werden müssen.

Steuerkarte

Die Steuerkarte auf dem Einzugsplan ist die Vorlage für die Lochkarte. Die Steuerkarte zeigt an, wie die Schäfte bei jedem Schuss bewegt werden. Ein ausgemaltes Feld entspricht einer Schafthebung.

Einzugsplan: Steuerkarte.

Hat man die Steuerkarte au dem Einzugsplan vermerkt, lassen sich Lochkartenfehler leichter ermitteln oder eine neue Lochkarte anfertigen.

Vorgehen

Zum Aufzeichnen der Steuerkarte muss man die Bindungspatrone und den geplanten Schafteinzug kennen.

warningAlle Fäden, die auf demselben Schaft eingezogen sind, sind gleich bindend, weil sie immer alle zusammen bewegt werden. Deshalb muss man jeden Schaft nur einmal aufzeichnen.

  • Zeichnen Sie die Schäfte rechts vom Schafteinzug und auf derselben Höhe diagonal aufsteigend ein. Jedes Kreuzchen entspricht einem Schaft.
  • Beginnen Sie beim Kreuzchen für den ersten Schaft, folgen Sie dem Einzug und schauen Sie, welche Bindung dem ersten Schaft zugeteilt ist.
  • Übertragen Sie die Bindung des ersten Schaftes 1:1 auf die erste horizontale Linie der Steuerkarte.
  • Gehen Sie zum Kreuzchen für den zweiten Schaft, folgen Sie dem Einzug und schauen Sie, welche Bindung dem zweiten Schaft zugeteilt ist.
  • Übertragen Sie die Bindung des zweiten Schaftes 1:1 auf die zweite horizontale Linie der Steuerkarte.
  • Wiederholen Sie dieses Vorgehen für jeden Schaft.

Vorgehen zum Ableiten der Steuerkarte.

Schusszahl

Die Schusszahl gibt an, wie viele Schüsse pro cm im Band eingetragen werden sollen.

Wenn man die Schusszahl nicht kennt und sie nicht auf dem Einzugsplan vermerkt ist, kann man sie auf einem vergleichbaren, bereits gewobenen Band abzählen oder sich durch Ausprobieren herantasten.