Material

Umgangssprachlich spricht man heute noch von Seidenbandweberei, auch wenn echte Seide kaum mehr zum Einsatz kommt. Die meisten musealen Bänder werden aus Polyester, Viskose oder Baumwolle gewoben.

Zum Weben von Bändern werden vorwiegend Filamentgarne verwendet. Diese Garne aus Endlosfasern werden in verschiedenen Verfahren hergestellt wie zum Beispiel:

  • Nassspinnverfahren
  • Trockenspinnverfahren
  • Schmelzspinnverfahren

Ausgangsstoffe dafür sind:

  • Synthethische Polymere: chemische Produkte, meist aus Erdöl
  • Natürliche Polymere: Kautschuk, Cellulose, Proteine, Polysaccharide

Je nach Erspinngeschwindigkeit ergeben sich unterschiedliche Eigenschaften (Festigkeit, Dehnung, Nasschrumpf, Thermoschrumpf).

Brennprobe

Die Brennprobe ist ein einfaches Hilfsmittel, um herauszufinden, aus welchem Rohstoff ein Garn besteht. Wolle und Fasern auf Cellulosebasis (Viskose) lassen sich anhand des Geruchs, Abbrennverhaltens und der Asche unterscheiden. Synthetische Chemiefasern erkennt man am Schmelzen der Faserprobe.

Angabe der Drehzahl (Touren pro Meter)

Während in der Breitweberei meistens geschlichtetes Kettmaterial eingesetzt wird, wird in der Bandweberei nur gedrehtes Kettmaterial verwendet.

Die Drehung kann in S- oder in Z-Richtung erfolgen, wobei sich diese Bezeichnung auf die Laufrichtung des mittleren Teils der Buchstaben „S“ und „Z“ bezieht.

Die Anzahl der Drehungen (Touren) wird auf einen Meter Garnlänge angegeben, in der Regel handelt es sich um zwischen 80 bis 350 Touren pro Meter.

Je höher die Drehzahl, umso fester und bis zu einem gewissen Grad robuster ist das Garn. Vielfach wird für die Kante höher gedrehtes Garn verwendet, da die Kantfäden am meisten beansprucht werden.

Die Drehung des verwendeten Materials richtet sich nach der Kettdichte. Je dichter die Kette, umso höher die gewählte Tourenzahl.

Angabe der Garnfeinheit

Im Laufe der Jahrhunderte sind unterschiedliche Systeme zur Kennzeichnung der Faser- und Garnfeinheit entstanden. Aufgrund der länderspezifischen Entwicklung der Textilindustrie (beispielsweise der französischen Seidenindustrie und der englischen Woll- und Baumwollspinnerei) haben sich für verschiedene Garne unterschiedliche Systeme etabliert.

In den meisten Ländern werden heute alle Garne metrisch nummeriert (Längennummerierung), mit einigen Ausnahmen bei Seide, Kunstseide und synthetischen Materialien (Gewichtsnummerierung).

Nummer metrisch (Nm)

Hauptsächlich für Wolle und Baumwolle verwendet.

Nm = Meter pro Gramm

Je höher die Nummer, desto feiner das Garn

Beispiel

Nm 20 = 20 m Faden wiegen 1 Gramm

Dezitex (dtex)

Das Tex-System wird international verwendet für Multifilamentgarne wie zum Beispiel Polyamid, Polyester oder Polypropylen.

dtex = Gramm pro 10’000 m
tex = Gramm pro 1000 m

Je höher die Nummer, desto dicker das Material

Beispiel

dtex 110 = 10’000 m Faden wiegen 110 g

Titer Denier (Den)

Dieses Nummerierungssystem geht auf die alte Gewichtseinheit „Denier“ der französischen Seidenindustrie zurück. Den wird für Filamentgarne verwendet, beispielsweise für Seide oder Kunstfasern.

Abgesehen von der Kennzeichnung der Feinheit von Nylonstrümpfen, wird das Den-System heute immer mehr vom Dezitex-System ersetzt.

Den = Gramm pro 9’000 m

Je höher die Nummer, desto dicker das Material

Beispiel

Den 100 = 9’000 m wiegen 100 g

Seide

Seide ist die einzige natürlich vorkommende Endlosfaser und besteht hauptsächlich aus Protein.

Herstellung

Seide ist eine Faser, die aus dem Kokon der Seidenraupe (Maulbeerspinner, Bombys mori) gewonnen wird.

  • Das Maulbeerspinner-Weibchen legt ca. 500 Eier, aus denen 2-3 mm lange Raupen schlüpfen.
  • Die Raupen fressen frische Maulbeerblätter und wachsen innerhalb von 30-35 Tagen zu 9 cm Länge an. Aufgrund der 10’000-fachen Gewichtszunahme häuten sich die Raupen dabei 4 Mal.
  • Nach ca. 33 Tagen ist die Spinndrüse spinnreif und die Raupe beginnt sich einzuspinnen. In 2-4 Tagen spinnt sie einen 3.5 cm langen Kokon aus ca. 3000 m Seidenfaden.
  • Nach der Ernte der Kokons werden die Puppen in den Kokons durch Hitze abgetötet.
  • Die Kokons werden getrocknet, entflockt, sortiert und gekocht.
  • Dann lassen sich die Seidenfäden von den Kokons abhaspeln.
  • Es werden jeweils 8-10 Kokonfilamente zusammengehaspelt, die anschliessend einen einzigen Faden bilden. Ein einzelnes Kokonfilament hat eine Länge von ca. 800-1000 m.

Für die Produktion von 1 kg Rohseide braucht es ca. 10-11 kg Kokons (= ca. 8000 Kokons).

Nebenprodukte der Seidenherstellung

Bei der Seidenherstellung abfallende Resten werden zur geringwertigeren Schappe-Seide verarbeitet. Aus den noch kürzeren Faserresten aus Abfällen der Schappe-Spinnerei wird Bouretteseide gesponnen.

Eigenschaften
  • hoher Glanz
  • brillante Farben
  • hohe Festigkeit
  • isolierende Wirkung
  • empfindlich gegenüber hohen Temperaturen und Abrieb
Brennprobe
  • Flamme: träg entflammend, gelblich-weisse, leuchtende Flamme
  • Brandgeruch: verbranntes Haar oder Horn
  • Brennbarkeit: verbrennt rasch, zieht sich zu einem Kügelchen zusammen, bevor die Flamme erlischt
  • Brennrückstand: wulstartiger, poröser, leicht zerreibbarer Rückstand

Viskose

Umgangssprachlich spricht man auch von Kunstseide. Die erste, heute nicht mehr hergestellte Kunstseide, kam 1884 als Chardonnet-Seide auf den Markt und wurde ab 1890 industriell hergestellt.

Heute sind mit Viskosefasern halbsynthetische Fasern auf Cellulose-Basis gemeint, die mittels Viskoseverfahren hergestellt werden.

Herstellung

Der Ausgangsstoff des Viskoseverfahrens ist Cellulose (aus pflanzlichen Zellwänden oder synthetischem Chemiezellstoff). Am weitesten verbreitet ist das sogenannte Nassspinnverfahren.

In mehreren Schritten (Behandlung mit Natronlauge, Schwefelkohlenstoff und wieder Natronlauge) wird eine Viskose-Spinnlösung erzeugt. Diese wird mit brauseartigen Spinndüsen in das Spinnbad gepumpt. Pro Spinndüsenloch entsteht ein Viskose-Filament.

Durch weitere Bearbeitungsschritte und dem Zusammenzwirnen von einzelnen Filamenten entstehen verschiedene Arten von Viskosefilamentgarnen.

Eigenschaften
  • anfällig für Abrieb
Brennprobe
  • Flamme: entflammend, helle, leuchtende Flamme
  • Brandgeruch: mild, nach verbranntem Papier
  • Brennbarkeit: verbrennt rasch
  • Brennrückstand: wenig weissliche, leichte, leicht verreibbare Flugasche

Baumwolle

Baumwolle ist eine Naturfaser, die aus den Samenhaaren der Pflanzen der Gattung Baumwolle (Gossypium) gewonnen wird. Baumwolle ist kein Filamentgarn, sondern ein Spinnfasergarn.

Je höher die Drehungszahl pro Meter, desto härter fühlt sich das Garn an.

Die Stapellänge ist das wichtigste Qualitätsmerkmal. Je länger die Stapelfasern, desto feinere Garne können produziert werden. Die einzelnen Sorten werden nach ihren Höchststapeln (längsten Fasern) in die folgenden vier Klassen eingeteilt:

  • Kurzstapel: bis 26 mm (bis 1 engl. Zoll)
  • Mittelstapel: 26 – 29 mm (1-1 1/8 engl. Zoll)
  • Langstapel: 30 – 38 mm (1 1/8 – 1 1/2 engl. Zoll)
  • Extremlangstapel: ab 39 mm (1 1/2 engl. Zoll und mehr)
Eigenschaften
  • saugfähig
  • in feuchtem Zustand reissfester als trocken
  • anfällig für den Befall von Mikroorganismen
Brennprobe
  • Flamme: entflammend, helle, leuchtende Flamme
  • Brandgeruch: milde, nach verbranntem Papier
  • Brennbarkeit: verbrennt rasch, glüht nach, Glut lässt sich durch leichtes Blasen entflammen
  • Brennrückstand: wenig weisslich-graue, leichte, fein verreibbare Flugasche

Polyester

Chemisch gesehen ist Polyester Polyethylenterephthalat (PET), also eine Art Plastik.

Eigenschaften
  • Hohe Festigkeit und Steifigkeit (robust)
  • Lichtecht
Brennprobe
  • Flamme: schmelzend
  • Brandgeruch: unbestimmter, stechender Geruch
  • Brennbarkeit: erst schmelzend, dann brennend mit kleiner, russender Flamme
  • Brennrückstand: harte, dunkle Schmelzperle