Webfachbildung und Schaftsteuerung

Für die Steuerung der Schäfte gibt es beim Sägerstuhl und Schlagstuhl zwei verschiedene Systeme, die nachfolgend beschrieben werden. Viele Webstühle weisen beide Einrichtungen kombiniert auf.

Durch das Heben und Senken der Schäfte (und damit der Kettfäden) wird das Webfach gebildet. Die Kettfäden sind in Litzen eingezogen, die auf die Schäfte gespannt werden. Durch den Schaft werden die Litzen mit den Kettfäden je nach Muster gesenkt oder gehoben.

Die Schafteinstellungen sind dafür verantwortlich, dass die Schiffchen ungehindert und ohne die Kettfäden zu berühren durch das offene Webfach gleiten.

Alle Kettfäden, die auf demselben Schaft eingezogen sind, sind gleichbindend, da sie immer zusammen bewegt werden.

Exzentereinrichtung

Exzenter (lat. „ex centro“, „aus der Mitte) sind unrunde Scheiben, die über die Hauptwelle bewegt werden. Exzenter können auch in Form von Exzenterkreuzen auftreten, die direkt auf die Hauptwelle geschraubt sind.

Das Funktionsprinzip ist jedoch dasselbe. Die drehenden Exzenter wirken auf Tritte oder Schaftheber, die mit den Schäften verbunden sind. Je nach Position der Exzenter wird der Schaft gehoben (hoch) oder gesenkt (tief). Jede Exzenterscheibe beziehungsweise jedes Exzenterkreuz steuert einen Schaft.

Illustration Exzentereinrichtung

Exzentereinrichtung.

Der Vorteil von Exzentermaschinen ist, dass sie mechanisch stabiler und sicherer sind als die Schaftsteuerung mit Schaftmaschine. Die Rapportlänge von Bindungsmustern, die mit Exzentern umgesetzt werden kann, ist jedoch technisch begrenzt.

Technische Limiten

Die Exzenterbewegung ist an die Hauptwelle gebunden und muss mit Zahnrädern übersetzt werden. Während die Hauptwelle bei jedem Schuss eine Umdrehung macht, machen die Exzenter eine Umdrehung pro Rapportlänge.

Die Umdrehungszahl der Exzenter muss bei der Übersetzung von der Hauptwelle her reduziert werden. Dies wird durch die Verzahnung mit einem (oder schrittweise mehreren) grösseren Zahnrädern erreicht.

Da der Grösse des grösseren Zahnrads in der Praxis Grenzen gesetzt sind, kann das Übersetzungsverhältnis nicht beliebig gross sein. In der Regel ist das Übersetzungsverhältnis nicht grösser als 1:8. Deshalb eignet sich die Exzentereinrichtung nur für eine Rapportlänge von max. 8 Schüssen (egal welche Bindung).

BeispieL 1
Foto Exzenterkreuze

Exzenterkreuze mit 4 Rapporten (4 x hoch-tief).

Exzenterkreuze für Leinwandbindung mit 4 Rapporten (4 x hoch-tief). Pro Umdrehung der Exzenterwelle werden 8 Schüsse eingetragen.

1 Umdrehung der Exzenterwelle = 8 Schüsse = 8 Umdrehungen der Hauptwelle

Übersetzungsverhältnis 1:8

Beispiel 2

Exzenterscheiben mit 2 Rapporten (2 x hoch-tief).

Exzenterscheiben für Leinwandbindung mit 2 Rapporten (2x hoch-tief), Pro Umdrehung der Exzenterwelle werden 4 Schüsse eingetragen.

1 Umdrehung der Exzenterwelle = 4 Schüsse = 4 Umdrehungen der Hauptwelle

Übersetzungsverhältnis 1:4

Schaftmaschine mit Lochkarte

Bei der Schaftmaschine wird vor jedem Schusseintrag von einem Informationsträger (Lochkarte) eingelesen, in welche Stellung die Schäfte bewegt werden sollen.

Die Schaftsteuerung via Lochkarte ist auch für kompliziertere, längere Muster geeignet und relativ einfach umzurüsten. Je länger der Bindungsrapport, umso länger die Lochkarte.

Loch = Schaft hoch = Bindungspunkt

 

Illustration Schaftmaschine mit Lochkarte

Schaftmaschine mit Lochkarte

  • Die Abtastnadeln tasten bei jedem Schuss die jeweilige Lochreihe ab. Jede Abtastnadel ist über einen horizontalen Haken, Schaftheber und Schaftschnur mit einem Schaft verbunden.
  • Ein Loch in der Karte bedeutet, dass die Abtastnadel runterfällt. Der mit ihr verbundene horizontale Haken wird vom sich hin- und herbewegenden Schaftmesser erfasst und mitgezogen. Dadurch wird am Schaftheber gezogen, so dass sich der entsprechende Schaft hebt.
  • Wenn es kein Loch hat, bleibt der Haken ausser Reichweite des Schaftmessers, so dass der Schaft gesenkt bleibt.

Im Baselbiet wird die Schaftmaschine mundartlich „Jacquärdli“ genannt. Streng genommen ist diese Bezeichnung jedoch falsch, da die Lochkarte bei einer Jacquardmaschine jeden Kettfaden einzeln steuert. Bei der Schaftmaschine hingegen werden nur die Schäfte gesteuert.

Es gibt auch Schaftmaschinen mit zwei Kartenprismas und Lochkarten.

Schaftmaschine mit zwei Lochkarten.

Schaftmaschine mit Holzkarte

Nebst der Lochkarten-gesteuerten Schaftmaschine gibt es auch Schaftmaschinen mit Holzkarten. In gelenkig verbundenen Holzleisten werden Holzstifte befestigt, welche die Abtastnadeln (Platinen) steuern. Ein Stift bedeutet „Schaft hoch“.

Holzkarte.

Schaftmesser

Der Schwanenhals überträgt die Bewegung vom Webstuhl auf die Schaftmaschine und bewegt das Schaftmesser horizontal hin und her. Viele Schaftmaschinen haben ein oberes und ein unteres Messer. Das nennt man „Doppelhub“. Manche haben aber auch nur ein Messer.

Schafteinstellungen

Wenn die Schiffchen ungehindert und ohne die Kettfäden zu berühren durch die Fachmitte gleiten, spricht man von einem „sauberen Webfach“. Dazu müssen die Schäfte richtig eingehängt und eingestellt sein.

Die Schafthöhe kann sich aufgrund von Erschütterungen, Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen mit der Zeit verändern, so dass das Webfach nicht mehr korrekt ausgerichtet ist.

Seitlicher Blick auf die Webfach-Öffnung.

Schafthöhe einstellen

Die Schafthöhe muss angepasst werden, wenn die Spüli nicht schön mittig durch das offene Webfach gleiten (wenn das Webfach zu hoch oder zu tief liegt).

Dabei ist die Weblade, also die Position der Schiffchen, das Mass, an dem die Schäfte ausgerichtet werden. Dies gilt auch, wenn die Weblade schief ist.

Die Schäfte können entweder zentral durch Schrauben an der Webladenhalterung oder einzeln an den Schaftschnüren in der Höhe justiert werden.

tooltipNotieren Sie die Position der Schäfte (beispielsweise Anzahl cm ab Boden), bevor Sie etwas verstellen beziehungsweise wenn einmal die richtige Schafthöhe gefunden wurde.

tooltipZählen Sie beim Verstellen die Anzahl halbe Umdrehungen mit, damit Sie auf beiden Seiten gleich viel verstellen oder die Änderung rückgängig machen können.

Foto Schrauben zum Versetllen der Schafthöhe.

Schrauben zum Verstellen der Schafthöhe.

tooltipFixieren Sie den verstellbaren Schaftschnurknoten mit einem normalen Knoten. Die Schafthöhe kann sich sonst durch Druck oder Erschütterung leicht ungewollt verstellen.

Litzen

Es gibt verschiedene Arten von Litzen.

Baumwolllitzen.

Drahtlitzen.

Litzen mit Metallösen.

Auf einem Schaft haben nicht beliebig viele Litzen nebeneinander Platz. Je nach Litzenart, Anzahl Kettfäden und Garnfeinheit müssen die Litzen deshalb auf mehrere Schäfte verteilt werden.

Duplexlitzen

Duplexlitzen haben zwei leicht versetzte Ösen, so dass zwei Fäden pro Duplexlitze eingezogen werden können. Duplexlitzen sind platzsparend und eignen sich besonders für Bänder mit hoher Fadenzahl.

warningDuplexlitzen sind nicht mit den Baumwolllitzen für doppelläufige Webstühle zu verwechseln, die ebenfalls zwei Ösen haben. Diese sind jedoch auf unterschiedlicher Höhe und für zwei verschiedenen Bänder gedacht, die übereinander gewoben werden.