Schusseintrag und Anschlagen des Schussfadens

Beim Sägerstuhl und Schlagstuhl wird der Schussfaden von Schiffchen eingetragen, die in der Weblade hin- und hergeführt werden. Deshalb spricht man von Schiffchenwebstühlen. Jedoch ist Transport der Schiffchen bei Sägerstuhl und Schlagstuhl mechanisch unterschiedlich gelöst.

Schiffchen und Schussfadenspannung

Das Schiffchen hat die Aufgabe, das Spüli mit dem Schussfaden zu transportieren. Die Spannung auf dem Schussfaden bestimmt, wie stark oder lose der Schuss eingetragen wird. Dies beeinflusst das Aussehen der Webkante.

Illustration Bestandteile des Schiffchens

Bestandteile des Schiffchens.

Der Knoten des Fadens, an dem das Porzellanringchen befestigt ist, muss nach innen gerichtet sein. Wenn er oben oder unten aufliegt, könnte er die Kettfäden beschädigen.

Richtig eingefädeltes Sägerstuhl-Schiffchen, Knoten auf der Innenseite.

Faktoren der Schussfadenspannung

Verschiedene Bestandteile des Schiffchens (Löffelchen, Ressorts) beeinflussen die Schussfadenspannung. Auch die Qualität des Spüli ist entscheidend. Diese werden nachfolgend genauer beschrieben.

Unterschiede der Schiffchen

Da die Schiffchen handgefertigt sind, ist jedes Schiffchen ein Unikat. Sie passen meistens nur auf den originalen Webstuhl oder sogar nur auf die für sie vorgesehene Position in der Weblade.

Schlagstuhl-Schiffchen sind in der Regel kleiner als Sägerstuhl-Schiffchen. Schlagstuhl-Schiffchen kommen ohne Ressorts aus. Erstens sind sie zu klein dafür, zweitens ist die Schiffchenbewegung beim Schlagstuhl so klein und schnell, dass der Spannungsunterschied nur gering ist.

Verschiedene Schiffchen.

Schlagstuhl-Schiffchen ohne Ressorts.

Spüli

Es gibt verschiedene Arten und Grössen von Spüli. Jedes Spüli muss genau auf das L-förmige Ächslein des jeweiligen Schiffchens passen.

Randlose Spüli

Für die Sägerstuhl-Schiffchen wird der Schussfaden im Kreuzspulverfahren auf randlosen Röllchen aufgespult. Damit der Faden an den Enden nicht abrutscht, wird er konisch (am Rand abfallend) aufgespult.

Randloses Spüli mit konischem Aufbau.

Randspüli (Kopfspüli)

Randspüli kommen bei Schlagstuhl-Schiffchen zum Einsatz. Da die Spüli für einen konischen Aufbau des Schussfadens zu klein sind, weisen sie an beiden Enden einen überstehenden Rand auf, damit der Faden nicht abrutscht.

Randspüli.

Für eine gute Schussfadenspannung müssen die Spüli schön gleichmässig, nicht zu voll und nicht zu fest gespult sein. Die Spüli sollten beim Draufdrücken leicht nachgeben und nicht zu hart sein.

Löffelchen und Spannfeder

Das Löffelchen drückt auf das Spüli und sorgt über die Bremsung für die Spannung des Schussfadens. Der Druck kann durch die Krümmung der Spannfeder verändert werden.

Ressorts

Bei Sägerstuhl-Schiffchen gleichen die Ressorts den Spannungsunterschied aus, der beim Hin- und Herbewegen des Schiffchens entsteht.

Wenn man am Schussfaden zieht, müssen sich beide Ressorts zur Mitte bewegen.

Messingressorts.

Stärken

Es gibt unterschiedlich starke Ressorts. Je höher die Nummer, umso satter wird der Schussfaden angezogen. In der Regel ist das linke Ressort etwa um zwei Nummern schwächer als das rechte. Für sehr schwere Bänder werden stärkere Stahlressorts eingesetzt anstelle von Messingressorts.

Verdrehte Ressorts

Die Ressorts müssen richtig in der vorgesehenen Einbuchtung liegen. Wenn die Ressorts verdreht in der Einbuchtung liegen, wird der Faden verdreht und dadurch zu stark gespannt.

Schiffchen mit verdrehten Ressorts und Schussfaden. Der Schussfaden wird dadurch zu stark gebremst.

Ressorts wechseln

Die Ressorts sind mit einer Schraube auf der (verdeckten) Hinterseite des Schiffchens angeschraubt. Lösen Sie die Schraube, um ein Ressort zu wechseln oder dessen Länge anzupassen.

Dazu muss das Schiffchen aus der Sägerschiene entfernt werden. Manche Schiffchen lassen sich mit einem Klick-System abnehmen, manche müssen seitlich aus der Sägerschiene geschoben werden.

Markieren Sie die genaue Position des Schiffchens, bevor Sie es aus der Sägerschiene schieben. Das Schiffchen muss wieder in der gleichen Position eingefügt werden, da die Bewegung des Schiffchens und der Weblade aufeinander abgestimmt sind.

Schusseintrag beim Sägerstuhl

Die Zahnradschiene in der Weblade wird von zwei Riemen hin- und herbewegt. Die Riemen sind über Umlenkrollen mit der Antriebswelle verbunden, um die sie sich in einer gegengleichen Bewegung drehen.

Schiffchenbewegung einstellen beim Sägerstuhl

Die Bewegung der Schiffchen (Weg) kann je nach Bandbreite angepasst werden, indem der Abstand zur Drehachse verstellt wird. Umso breiter das Band, desto länger muss der Weg des Schiffchens sein. Je grösser der Abstand zur Achse, desto grösser die Bewegung.

Der Weg der Schiffchenbewegung lässt sich mit dem Abstand zur Drehachse verändern.

Auf beiden Riemen muss gleich viel Spannung sein, damit es eine gleichmässige Bewegung gibt. Deshalb muss man darauf achten, dass beide Riemen mit gleich viel Abstand zur Drehachse auf der Schiene fixiert sind.

Das Bewegen der Schiffchen kann mechanisch auch anders gelöst sein.

 

Schusseintrag beim Schlagstuhl

Die Bewegung des Ladenrechens erfolgt über ein Kippgelenk (L-förmiges Metallteil), das von einem Lederriemen hin- und hergekippt wird. Der Lederriemen ist mit zwei Tritten verbunden und wird durch zwei gegenseitig versetzte, halbrunde Holzrondellen bewegt.

Schiffchenbewegung einstellen beim Schlagstuhl

Der Weg der Schiffchen ist beim Schlagstuhl durch die Grösse des Kippgelenks vorgegeben. Der Weg kann nicht verstellt werden.

Der Rhythmus der Schiffchenbewegung kann angepasst werden, indem die Anordnung der Holzrondellen versetzt wird.

Verbindung von Kippgelenk und Holzrondellen mit Tritten.

Die Anordnung der Holzrondellen beeinflusst den Rhythmus des Schusseintrags.

Webladenbewegung

Die Weblade führt die Schiffchen nach hinten und auf die andere Seite des Bandes, wenn das Webfach offen ist. Wenn das Webfach geschlossen ist, bewegt sich die Weblade nach vorne und schlägt die neu eingetragenen Schussfäden ans Gewebe an.

Die Bewegung der Weblade ist über die Webladenkurbel direkt an die Hauptwelle gebunden. Eine Umdrehung der Hauptwelle entspricht einem Schusseintrag, bei dem sich die Weblade einmal nach hinten und wieder nach vorne bewegt.

Webladenhub

Der Webladenhub ist der Weg, den die Weblade während einer Umdrehung der Hauptwelle zurücklegt. Der Webladenhub bestimmt die Geschwindigkeit der Webladenbewegung.

Verbindung der Weblade mit Antriebsrad und Hauptwelle.

Einstellen des Webladenhubs

In der Regel wird an der Einstellung der Weblade nichts verändert. Je nach Bandbreite brauchen die Schiffchen etwas mehr oder weniger Zeit für den Schusseintrag. Bei breiteren Bändern muss die Webladenbewegung grundsätzlich etwas langsamer sein, damit der Anschlag nicht zur früh kommt.

Webladenhub verkleinern = langsamere Webladenbewegung

Je näher die Webladenkurbel zur Hauptwelle fixiert ist, umso kleiner ist der Webladenhub. Während einer Umdrehung der Hauptwelle wird weniger Distanz zurückgelegt, die Webladenbewegung wird langsamer.

Webladenhub vergrössern = schnellere Webladenbewegung

Je weiter weg die Webladenkurbel von der Hauptwelle fixiert ist, umso grösser ist der Webladenhub. In der gleichen Zeit (eine Umdrehung der Hauptwelle) mehr Distanz zurückgelegt, die Webladenbewegung wird schneller.

Achten Sie darauf, dass die Weblade nicht zu nahe an die Schäfte beziehungsweise an den Brustbaum kommt, wenn Sie den Webladenhub verändern. Dies gilt insbesondere, wenn der Webladenhub vergrössert wird. In diesem Fall müssten die Schäfte weiter hinten eingehängt werden.

Schusszahl

Die Schusszahl entspricht der Anzahl Schüsse, die auf einem Zentimeter des Bands eingetragen werden. Je höher die Schusszahl, umso dichter ist das Band. Die Schusszahl ist abhängig davon, wie schnell das fertige Band und die Kettfäden abgezogen werden. Die Geschwindigkeit der Abzugswalze lässt sich am Regulateur einstellen, indem der Schaltweg des Klinkenhebels verändert wird.

  • Grösserer Schaltweg = Abzugswalze dreht schneller = weniger Schüsse pro cm = tiefere Schusszahl
  • Kleinerer Schaltweg = Abzugswalze dreht langsamer = mehr Schüsse pro cm = höhere Schusszahl

Bevor man die Schussdichte verstellt, sollte die vorherige Schraubenposition unbedingt markiert werden, zum Beispiel mit Klebeband.

Je mehr Kreuzungen die Bindung hat, umso weniger Schüsse pro cm sind möglich, weil jede Kreuzung Platz braucht.